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WE DON'T TALK ANYMORE - DER NACHRUF AUF EINEN MANN, DER IMMER JUNG BLIEB
von Frank Jöricke (KATZ 2001)
Der Junge auf dem Foto blickt mit wachen Augen in die Welt. In wenigen Jahren schon wird ihm das Deckhaar ausgefallen sein. Er wird die fiesen Seiten des Nachtlebens kennen gelernt und erfahren haben, dass auch die Helligkeit des Tages keinen Schutz bietet. Am Ende seines Lebens wird er alles verloren haben, was ihm etwas bedeutet. Und er wird immer noch mit wachen Augen in die Welt blicken. Denn er hat schon jetzt, im Alter von zehn, begriffen, dass diese Welt nicht auf ihn gewartet hat. Wird er's ihr halt zeigen müssen.
Erich Theodor Baader wird im Kriegswinter 44 geboren. Am 28. Dezember, dem Tag der unschuldigen Kinder. Der kleine Erich ist das Ergebnis einer unstandesgemaßen Verbindung. Sein Vater entstammt einer katholischen frankfurter Patrizierfamilie, die unter anderem einen Linguistikprofessor hervorgebracht hat. dessen Werke noch heute in den Universitätsbibliotheken zu finden sind. Die Mutter ist ein gesellschaftliches Nichts - und noch dazu evangelisch. Was Vater Baader nicht stört. Nur sind die braunen Flecken auf seiner weißen Weste dann doch die Spur zu auffällig. Mit Kriegsende verliert sich seine Fährte irgendwo in Südamerika. Ist Papi halt nicht da.
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DER VERBÜNDETE DER NACHTSCHWÄRMER
08. Juli 2021 von Frank Jöricke (Trierischer Volksfreund)
Am 17. Februar 2000 starb der legendäre Diskjockey Eric Baader. Freunde starteten eine Spendenaktion, und dank Organisator Bruno Meyer aus Mesenich konnte ein Jahr später ein Grabstein in Form einer Schallplatte auf dem Trierer Hauptfriedhof aufgestellt werden. Diese LP-Grabplatte wurde jetzt entfernt. Eine Gelegenheit, an einen Mann zu erinnern, der in Diskotheken wie dem Natascha (Trier), Castel (Bitburg) und Queen’s Pub (Hermeskeil) Tausende von Menschen glücklich gemacht hat. Der folgende Text erschien erstmals vor 25 Jahren im Trierischen Volksfreund.
Es ist 1968. In der Bundesrepublik brodelt es. Ein gewisser Andreas Baader steckt in Frankfurt ein Kaufhaus in Brand. Auch sein Vetter Erich Theodor, kurz: Eric, schlägt über die Stränge. Er reibt eine Drei-Zentner-Sau mit Schuhwichse ein und treibt sie durch eine Frankfurter Hauptverkehrsstraße, bis sie in der Auslage eines Porzellangeschäfts zum Halt kommt. Das ist sein Beitrag zur 68er-Bewegung. Der Mann, der von sich selbst behauptet, „Franz-Josef Strauß steht links von mir“, ist anarchischer als viele, die mit diesem Etikett hausieren gehen. „Moral ist halt, wenn man doch tut, was man will.“